Göttliches Vermächtnis:

Tochter des Lichts, König der Welten 1, König der Welten 2, Zeit der Brüder

 

 

  

Wie alles mit einem Buch begann:

Mit "Göttliches Vermächtnis" hat alles begonnen. Als ich 17 Jahre alt war wurde Band 1 "Tochter des Lichts", mein Erstlingswerk, veröffentlicht. Von 2013 bis 2017 ist die Buchreihe aus dem Genre Fantasy fertiggestellt worden. Ursprünglich für Jungendliche und junge Erwachsene verfasst, konnte sie eine große Lesergemeinde begeistern und wurde, wie die Verkäufe aus dem Buchhandel mehrfach bestätigt haben, zu einem sogenannten "All-Ager". Die Geschichte der Halbgötter Tayla und Elozar ist mit Band 4 "Zeit der Brüder" zu Ende erzählt, jedoch werde ich eines Tages in ihre Welt zurückkehren, um die Geschichte von einer meiner liebsten Figuren, Arwenar Puppenspieler, zu Papier zu bringen. Auf dieser Seite findet ihr zu den Büchern eine Inhaltsangabe, eine Karte, Presse- und Leserstimmen sowie eine Leseprobe.

 Alle vier Bände der Reihe können hier im Shop versandkostenfrei und mit Widmung bestellt werden.

 

Inhaltsangabe:

Zwei Halbgötter. Eine unglaubliche Geschichte.
Das Schicksal der Sterblichen Welt liegt in den Händen der Halbgötter Tayla und Elozar. Es ist ihre Aufgabe, zu verhindern, dass ihre Heimat Lorolas im Feuer eines Krieges zu kalter Asche zerfällt. Durch ein magisches Amulett auserwählt, muss Tayla lernen, mit ihrer Bestimmung zu leben, denn sie bedeutet gleichzeitig Fluch und Segen. Doch Magie, eine verbotene Liebe und politische Ränkespiele stellen ihr Schicksal auf eine harte Probe. Die Grenzen zwischen Verbündeten und Feinden verschwimmen, von Klarheit sind nur König Jadro, der die Welt unter dem Banner seiner Tyrannei vereinen will, und Taylas treuer Begleiter, der Löwe Elozar. Sollten die Halbgötter scheitern, droht nicht nur der Welt die Zerstörung, sondern auch Taylas Herz. Wird es ihnen gelingen, die finsteren Mächte Kratagons zu bezwingen?

 

Karte von Lorolas und Kratagon:

 

Wo gibt es die Bücher?

"Göttliches Vermächtnis" ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt, das heißt im Buchhandel, bei Amazon, Thalia, etc... Im Shop auf dieser Website gibt es die Bücher mit Widmung und Lesezeichen. Der Versand ist kostenlos.

 

Presse und Leserstimmen:

„Fantasyromane gehören bei mir im Bücherregal eher zur Ausnahme, aber dieser hier ist wirklich lesenswert. Die Autorin hat eine großartige Geschichte entwickelt und was ich sehr sympathisch finde: Die Personen haben auch kleinere Schwächen, göttlich hin oder her.“ K. Pauer, Buchtipp bei Radio Erft, Ruhr, Köln, Bonn.

„Deutlich profitiert man als Leser von ihrem [Buschmann] gereiften Schreibstil, der nichts von seiner Bildgewaltigkeit und seinem Charme verliert. Eine spannende Geschichte, mit vielen neuen überraschenden Charakteren, die auf ein genauso spannendes Finale hoffen lässt. Neben dem Schreibstil hat mich vor allem die Vielfalt und die Schattierungen der neuen Charaktere überzeugt.“ H. Eichinger, Buchhändlerin & Rezensentin bei Thalia

„Ein neuer Stern am Fantasyhimmel.“ Inna

„Vollendete Fantasy im unverkennbaren Stil von Kathrin Buschmann.“ V. Kratz-Müller

„Göttliches Vermächtnis – man könnte denken es sei Kathrin Buschmanns Schreibkunst gemeint.“ J. Andreschak

„Diese junge Autorin ist ein Naturtalent! Ihr erstes Buch ist grandios. Man ist von der ersten Seite an gefesselt. Ihr Buch ist ein absolutes Muss. Ich bin bereits großer Fan!“ M. Güttgemanns

„Geprägt von unerwarteten Wendungen, Verrat, Freundschaft, großartigen Helden und tiefgründigen Fragen.“ Money

„Immer wieder ein Genuss. Handwerklich einwandfrei! Lesespaß, bei dem keine Langeweile aufkommt.“, I. De Hiselles

 

 

"Göttliches Vermächtnis" in den Jahreshighlights der bekannten Bloggerin beautymango auf youtube hier:

Vorstellung der gesamten Reihe von der bekannten Bloggerin sweetcherry hier:

 

Rezensionen:

Auf Amazon, Thalia und anderen Portalen sind sehr viele Rezensionen zu den Büchern zu finden. Hier erlaube ich mir, eine Auswahl zu präsentieren:

 
 

 

 

 

  

 Leseprobe aus Göttliches Vermächtnis - Tochter des Lichts:

 

Lorolas

 

Diebische Vorboten

  

Gewaltige Baumstämme mit vierzig Metern Höhe ragten in den Himmel. Es war kühl und windig im Lorolas Wald. Der Ostwind rauschte zwischen den Bäumen und wirbelte die Blätter auf. Sie rissen von den Ästen und sanken im hypnotischen Tanz auf den Boden.

Etwas stürmte durch die westlichen Gebiete des Waldes. Es war sehr schnell und sprang über umgekippte Baumstämme und bemooste Felsen. Dieses Wesen war so groß wie ein ausgewachsenes Pferd. Sein Fell glänzte im Licht der Sonne golden. Auf ihm ritt eine junge Frau, deren langes, braunes Haar von Windböen gepeitscht wurde. Sie war mit Pfeil und Bogen und einem Säbel bewaffnet.

Plötzlich hielt ihr Reittier inne und bohrte witternd seine Klauen in den Waldboden.

„Was hast du gehört?“, fragte die Reiterin. Ihre braunen Augen streiften wachsam durch den Wald.

Das Reittier schnupperte und stieß ein tiefes Knurren aus. Dann stürmte es von Jagdlust getrieben los. Immerzu blickte es hoch zum weiten Himmel. Ein dunkler Punkt zog dort oben seine kreisrunden Bahnen. Zu diesem Punkt gesellten sich weitere hinzu und sie flogen in beeindruckenden Formationen.

„Elozar, sieh!“, sagte die junge Frau, die das Schauspiel am Firmament bemerkt hatte.

Das Reittier namens Elozar stieß ein freudiges Gebrüll aus. Weil die dunklen Punkte größer wurden und näher kamen, legte Elozar noch mehr Energie in seinen Lauf. Es dauerte nicht mehr lange, bis man große Vögel ausmachen konnte, die zu ihnen hinabstießen. Elozar steuerte eine Felsformation an, die steil in den Himmel stieg und zwischen den Bäumen emporragte.

Die junge Frau nahm einen der kreischenden Vögel ins Visier. Dabei murmelte sie Elozar zu: „Deine Jagd wird erfolgreich enden, mein Freund.“

Obwohl sie selbst niemals Fleisch aß und kein Tier erlegen würde, um ihren eigenen Hunger zu stillen, ließ sie einen Pfeil von der Sehne ihres Bogens schnellen.

Elozar brauchte Fleisch, sonst verhungerte er.

Die steinerne Pfeilspitze bohrte sich in die Brust eines Vogels. Dieser schlug noch einige Male mit den Flügeln, aber vergeblich. Die verbliebenen Vögel stießen herab, um vor der bewaffneten Jägerin in den dichten Baumkronen Schutz zu suchen. Dabei hatten sie Elozar vergessen. Gerade, als die Vögel über die Felsformation hinwegflogen, machte er einen gewaltigen Satz in die Luft. Ein Ruck durchfuhr ihn, als er, mit einem Vogel im Maul, wieder auf dem Boden aufkam.

„Gut gemacht,.“, lobte Tayla.

Dann hievte sie sich vom Rücken des mächtigen Löwen. Dessen Mähne wehte im Wind und sein Fell glänzte wie goldene Seide. Blutrote Ornamente auf seinen Beinen und Pranken leuchteten in der Sonne, die hinter den Wolken hervorkam.

____________

 

Elozar hatte seine Beute gerade gefressen, als die Halbgötter auf etwas aufmerksam wurden. Es waren Stimmen, ganz in der Nähe der Handelsroute. Stimmen von Menschen. Erst wollte Tayla ihren Ohren nicht trauen, denn Menschen mieden es für gewöhnlich, den größten Wald des Landes zu passieren. Also horchte sie erneut, doch es gab keinen Zweifel.

Menschen waren hier. Ganz in der Nähe.

Sie hatte sich nicht getäuscht.

Große Aufregung durchströmte ihren Körper in einer elektrisierenden Woge und brachte ihr Herz dazu, schneller zu schlagen. Auf der Hut lief sie in die Richtung, in der sie die Stimmen ausmachen konnte, kletterte auf einen der Bäume und ging auf einer Astgabelung tief in die Hocke. Im Laub getarnt spannte sie ihren Bogen. Sie kniff die Augen zusammen und sah durch das dichte Blattwerk zwei Menschen auf der Handelsroute gehen, die mehrere große Bündel mit sich trugen. Die Handelsroute führte von Süden nach Norden durch den Wald und wurde mittlerweile nur noch selten von Händlern und Reisenden passiert. Normalerweise mied Tayla die Handelsroute, die stellenweise mehr ein überwucherter Pfad als eine passierbare Straße war, weil Elozar sie für zu gefährlich hielt.

Tayla betrachtete die Menschen genauer, als sie näher kamen. Es waren ein Mann und eine Frau mittleren Alters. Die Frau trug ihr dunkelrotes Haar hochgesteckt, ihr bäuerliches Kleid war von einem hellen Beige. Der beinahe glatzköpfige Mann war in ein Wams und eine braune Hose gewandet. Er war schmächtig und wirkte keineswegs wie jemand, der Tayla gefährlich werden konnte. Soweit sie erkennen konnte, trugen die beiden keine Waffen.

„Vielleicht sind sie auf der Durchreise?“, vermutete sie.

Elozar, der unterhalb von ihr im Unterholz lauerte, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er signalisierte ihr, sich zurückzuziehen.

„Ich werde nichts Unüberlegtes tun.“, flüsterte sie, schließlich hatte sie noch nie mit anderen Menschen gesprochen.

Der Löwe bleckte erst seine Reißzähne, dann schnaubte er protestierend und legte sein Haupt auf die Pranken.

Als sich die beiden Reisenden in der Höhe von Taylas Versteck befanden, konnte sie hören, worüber sie sich unterhielten. Sie sprachen über Dinge, die sie nicht kannte. Sie glaubte Worte wie Gelese heraushören zu können. Ihre Neugierde wuchs.

„Sie machen keinen gefährlichen Eindruck auf mich...“, murmelte sie leise.

Elozar hob wachsam den Kopf. Ihr Entschluss jedoch, war bereits gefasst.

„Mir wird schon nichts passieren...“ Und damit sprang sie.

Der Mann schreckte auf, weil Tayla plötzlich vor ihm landete. Sein unansehnliches Gesicht verzog sich zu einer Fratze, während er sie entgeistert anstarrte.

„Ihr habt mich aber erschreckt!“ Er zog seine Gefährtin am Arm näher zu sich. „Seid gegrüßt.“

Tayla entgegnete verunsichert: „Seid auch ihr gegrüßt.“

Sie bemerkte, dass an ihren Gürteln allerhand Lederbeutel und Werkzeuge hingen.

„Was wollt Ihr von uns?“

„Eigentlich....“, begann sie, „eigentlich nichts Wichtiges.“ Sie zuckte mit den Schultern, dann stieg ihr die Schamröte ins Gesicht. Sie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben mit Menschen gesprochen. Elozar und die Tiere waren die Einzigen, die je ihre Stimme gehört hatten.

„So, so.“, räusperte sich der Mann, „nichts Wichtiges, also. Findet Ihr das nicht ein bisschen eigenartig?“

Nein, das fand sie nicht. Allmählich glaubte sie, einen Fehler gemacht zu haben. Warum hatte sie nicht auf Elozar gehört?

„Habt Ihr Euch verirrt?“, fragte dann die Frau.

„Ich?“ Sie deutete ungläubig auf sich selbst, „wie kommt Ihr darauf?“

„Ihr seid alleine im Lorolas Wald – und dieser Wald ist nicht der Ort, an dem sich eine junge Frau aufhalten sollte. Ihr befindet Euch im größten und gefährlichsten Wald des Landes.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Von wo kommt Ihr denn, wenn Ihr Euch nicht verlaufen habt?“

Tayla wollte ihr auf diese Frage nicht antworten. Sie wusste selbst nicht, von wo sie stammte. Ihre Erinnerung setze hier im Wald ein. Doch etwas, das tief in ihr verankert war, wisperte ihr zu, dass sie einen wichtigen Teil ihrer Vergangenheit nicht kannte. Daher verlangte sie stattdessen zu wissen: „Von wo kommt ihr denn?“

„Wir waren mehrere Tage in der Königsstadt Gelese. Jetzt ziehen wir weiter nach Ioron.“, antwortete der Mann, „mein Name ist übrigens Ugbold und das ist meine Gefährtin Hilda. Wie heißt Ihr?“

Sie konnte nicht beschreiben, was es war, doch irgendetwas an Ugbold sorgte dafür, dass sich die feinen Härchen in ihrem Nacken in Alarmbereitschaft aufrichteten. „Versteht mich nicht falsch, Ugbold, doch der Name ist etwas, das man besser nicht jedem anvertrauen sollte.“

Er schnaubte, ließ sich seinen Ärger dann aber nicht weiter anmerken.

Tayla wollte noch eine Frage stellen, doch sie zweifelte, dass sie angebracht war. Unentschlossen ließ sie ihren rechten Fuß auf dem Boden kreisen und überwand sich schlussendlich: „Wo liegen Gelese und Ioron?“

Erst sahen sich Ugbold und Hilda verwundert an, dann antwortete Ugbold: „Die Hauptstadt Gelese liegt gleich an den nördlichen Ausläufern des Waldes. Ioron wurde in der Graslandschaft weiter im Süden erbaut. Hat Euch jemand auf den Kopf geschlagen, Mädchen? Wisst Ihr überhaupt etwas?“

„Lebst du hier?“, fragte Hilda sichtlich schockiert über Taylas Frage.

Tayla antworte nicht. Trotzdem errieten die beiden ohne Mühe, dass sie nicht aus einer Stadt oder einem Dorf kam, sondern im Wald lebte. Ihr Haar war ein Durcheinander, ihre Haut war mit den Spuren der Natur übersät und anstelle eines Kleides hatte sie bloß alte Stofffetzen umgebunden. Außerdem trug sie einen Säbel mit einer Steinklinge an ihrem Gürtel.

Ugbold musterte Tayla ein zweites Mal und ihm fiel ihr goldenes Schmuckstück auf, das scheinbar Einzige an ihr, das einen zweiten Blick wert war: „Dieses Amulett... Es sieht sehr wertvoll aus...“

Sie umklammerte das Amulett, als Ugbold nach dem tränenförmigen Anhänger griff. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie es unter keinen Umständen hergeben durfte.

„Ich will es mir doch nur ansehen.“

Zuerst zögerte sie, dann öffnete sie widerwillig die Faust und legte den Anhänger in Ugbolds wartende Hand.

„Ich habe dieses Schmuckstück schon einmal gesehen... Vielleicht kenne ich es aus Schriften oder von einer Zeichnung...“, überlegte er.

„Es ist reines Gold.“, stellte Hilda, mit einer gewissen Gier in den Augen, fest.

Ugbold fuhr mit seinem Finger die blutroten Ornamente auf dem Anhänger nach.

„Heute ist wohl Ihr Glückstag.“, verkündete er, „ich kaufe Euch dieses Amulett ab.“

„Nein, es ist mein einziger Besitz und unverkäuflich!“, lehnte Tayla ab und entriss es ihm.

„Mein Kind.“, begann Ugbold mit überraschend heller Stimme, „mit dem Geld könntet Ihr Eurem jetzigen Leben entfliehen... Das wünscht Ihr Euch ganz gewiss.“

„Ich verkaufe es nicht. Ich brauche Euer Geld nicht!“

Elozar bleckte, im Schatten der Blätter getarnt, die Zähne. Tayla konnte seine Anspannung deutlich spüren.

„Solch ein Angebot werdet Ihr nie mehr in Eurem ganzen Leben dafür erhalten.“, tadelte Ugbold. Gier hallte in seiner Stimme mit.

Plötzlich passierte alles sehr schnell.

Ugbold warf seiner Gefährtin einen Blick zu. Dann riss er Tayla das Amulett vom Hals und ergriff mit Hilda die Flucht.

Ein flammender, sengender Schmerz durchfuhr Tayla. Sie sackte weinend auf die Knie und war wie gelähmt. Sie konnte nicht mehr atmen. Ihre Sicht wurde durch heiße Tränen verschleiert.

Nur ein Gedanke schoss ihr wieder und wieder durch den Kopf: „Mein Amulett, gebt es zurück, ihr Diebe! Mein Amulett!“

Sie zitterte am ganzen Leib.

Es war, als hätten Ugbold und Hilda einen Teil ihrer selbst gewaltsam herausgerissen und geraubt.

„Gebt es zurück!“, stieß sie schluchzend hervor.

Sie drohte gänzlich zusammenzubrechen.

Das Amulett hatte sie nie, niemals in ihrem ganzen Leben abgelegt. Es gehörte zu ihr, war ein Teil von ihr, genau wie Elozar. Zuvor war es nur ein Gefühl gewesen, doch jetzt hatte sie Gewissheit.

„Elozar! Das Amulett, bring es mir zurück!“, schrie sie überfordert, während ihr Sichtbild immer weiter verschwamm.

Schreie der Pein entkamen ihrer Kehle. Was war das nur für ein Schmerz, der in ihr, wie lodernde Flammen, entfacht war?

Undeutlich erkannte sie, wie Ugbold niedergerissen wurde. Das Amulett fiel ihm bei dem Sturz aus der Hand. Elozar war es, der die Diebe an der Flucht hinderte. Er nahm das Amulett ins Maul. Dann rammte er seine scharfen Krallen in Ugbolds Rücken, zog die Pranke von seinem Nacken bis zum Steiß und ließ tiefe, blutrote Striemen zurück.

Innerhalb eines Wimpernschlags war er wieder bei Tayla, gab ihr die Beute der Räuber. Sie nahm diese zitternd an sich und ihre Schmerzen verebbten so schnell wie ein erlöschendes Feuer. Daraufhin verschwanden die Halbgötter unerkannt im dichten Geäst und beobachteten die Diebe aus dem Unterholz.

Hilda hockte sich neben Ugbold, der sich auf dem Boden krümmte: „Hast du gesehen, was dich angefallen hat?“

„N-Nein, i-ich... ich konnte n-nichts er-erkennen..“

„Komm, wir müssen verschwinden, Ugbold! Hier sind wir nicht sicher. Bitte, steh auf! Dieser Wald ist verflucht, wir hätten ihn nicht betreten dürfen.“

Da ertönte Elozars Gebrüll.

Die Diebin raffte den Rock und drängte sich dicht an ihren Gefährten.

„Bitte, steh auf!“, wisperte sie mit schweißnasser Stirn.

Das markerschütternde Gebrüll ertönte noch einmal. Aus den Baumkronen flogen aufgeschreckte Vögel. Erst glaubten die Diebe, die Vögel flüchteten, aber sie senkten sich im Sturzflug auf sie herab und hackten mit ihren Schnäbeln nach ihnen. Hilda und Ugbold schlugen wild mit den Armen um sich, um die Vögel zu vertreiben.

„Die Geschichten über diesen Wald sind wahr! Man ist dem Tode geweiht, wenn man ihn betritt!“, zitterte Ugbold.

Unvermittelt sprang Tayla aus dem Unterholz. Dieses Mal landete sie nicht unsicher und ängstlich vor den Dieben. Nein, sie war zu voller Größe aufgerichtet, die Schultern gestrafft, die Fäuste geballt. „Verlasst meinen Wald!“, verlangte sie, begleitet von den kreischenden Vögeln, die in den hohen Baumkronen kreisten.

Der halbgöttliche Löwe sprang auf ein Zeichen hin aus dem Geäst und lauerte über Hilda. Er thronte über der Diebin, die goldenen Augen wie von einer Fackel erleuchtet.

Die Diebin begriff: „Ihr seid das Kind, das das Amulett einst auserwählte. Ihr seid Marlons Tochter...“ Ihr Atem stockte. „Dann... dann ist das der Sohn des Löwengottes!“

Ugbolds Augen weiteten sich. „Ihr seid gewiss mächtig, ihr Kreaturen, doch wenn wir erst entkommen sind, werden wir die Kunde über euer Überleben im ganzen Land verbreiten – und ihr werdet bald nicht mehr sein! Die Soldaten des Königs werden euch finden, fangen und vernichten.“

Die Worte Ugbolds hallten in Taylas Kopf wider. Die Soldaten des Königs werden euch finden, fangen und vernichten. Finden, fangen und vernichten. Vernichten.

„König Serai persönlich wird euch hinrichten! Und wenn er es nicht tut, dann kommen seine Männer!“

Tayla trat vor und hielt die Säbelklinge an Ugbolds Hals: „Nein, das werden sie nicht.“

„Ihr und Euer Löwe solltet tot sein. Ihr seid vor beinahe zwei Jahrzehnten umgekommen.“, zitterte Hilda.

Was?“

Hildas Stimme bebte: „Ihr seid die Tochter der Wüste, die verfluchte Auserwählte, die Gesandte des Löwengottes. Ihr seid die, die hätte tot sein müssen.“

„Aber ich bin nicht tot! Ich lebe!“

Elozar stieß ein tiefes Raunen aus, worauf Gebrüll folgte. Tayla nahm ihre Position neben dem Löwen ein und legte die Hand auf den Knauf ihres Säbels. „Wir leben.“

 

 

Kratagon

 

Das totgeglaubte Kind 

 

 

Das Donnern von mächtigen Wellen auf schroffe Klippen durchbrach die Stille einer dunklen Nacht in Kratagon. Der Ozean kämpfte seit Jahrtausenden gegen das massive Gestein, doch ein Sieg schien unerreichbar. Die Gischt spritzte hoch, als die Wellen vor den Klippen brachen und die strömenden Wassermassen gegen sie schlugen.

Hoch oben auf den Klippen, die wie ein Dorn nach Westen in das Meer hineinragten, lag die Stadt Mortem Mar'Ghor. Mortem Mar'Ghor bedeutete so viel wie Fluch der Gebeine. Diese Stadt war die Geburtsstätte des Herrschers von Kratagon. Dort war die letzte Königin des Landes, Valeria, vor Jahrzehnten im Kindbett verstorben, als sie ihrem Sohn Jadro in einer Sturmnacht das Leben schenkte. Man erzählte sich, dass in Mortem Mar'Ghor noch heute die Todesschreie der Königin die Nacht zerrissen, wenn der Wind heulte und toste, und die Wellen des Ozeans gnadenlos versuchten, die Klippen niederzureißen.

Am westlichen Rand der Stadt, dort, wo die spitz zulaufenden Klippen in den Ozean ragten, lag eine Zitadelle. Sie war von einer hohen Mauer umgeben. Ein Wall säumte die gesamte Küstenstadt mit ihren Verteidigungsanlagen, in Form von Kriegsmaschinen und viereckigen Türmen.

Ein Sturm tobte in der Küstenstadt Kratagons. Das Firmament war pechschwarz und wurde von dunklen Wolken verdeckt, sodass keine Sterne zu sehen waren. Lediglich der abnehmende Mond, der von Wolkenfetzen verhangen war, spendete gespenstisches Licht. Er tauchte Mortem Mar'Ghor in einen unheimlichen Schein, der wie der heulende Wind von Verderben und Unheil kündete.

Eine Botin trieb ihr Ross über das Kopfsteinpflaster. Die Stadt schien unbewohnt. Keine Menschenseele war auf den Straßen zu sehen. Lediglich das Flackern einer Kerze in den schmalen Fenstern war in manchen Häusern zu erahnen.

Die Botin trug einen wärmenden Umhang, unter dem sie eine Schriftrolle mit schwarzem Siegel verborgen hielt. In Kratagon bedeutete das schwarze Siegel allerhöchste Dringlichkeit, die Nachricht musste ohne Verzögerung überbracht werden.

Der Wind nahm an Intensität zu und erschwerte das Vorankommen. Eine dunkle Wolkenfront glitt vor den Mond und es wurde so dunkel, dass man von Schwärze sprechen konnte. Die Botin zügelte ihr Ross und zwang es zum Anhalten. Sie verfluchte König Jadro dafür, dass er seit Wochen hier in Derethors Stadt residierte. Warum konnte er nicht in Kratagons Hauptstadt Drachenfels verweilen, der nicht nachgesagt wurde, dass Flüche auf ihr lasteten?

Das Pferd stampfte mit den Hufen und schnaubte aufgeregt. Verzerrte Schreie erschollen, die mit dem Wind herbei und wieder fortgetragen wurden. Wie Nebel, der sich langsam über ein Tal in den Bergen legte, erklangen sie. Und so fetzenhaft wie sich der Nebel auflöste, wurden sie wieder von den starken Windböen mitgerissen.

Das Pferd stieg und wieherte panisch, als ein kaum wahrzunehmender Schrei neben ihnen ertönte.

„Mortem Mar'Ghor,“ formte die Botin mit den Lippen, „ein wahrhaftiger Fluch der Gebeine. Königin Valeria erleidet noch heute Todesqualen.“

Die Wolkenfront, die den Mond hinter sich verbarg, zog weiter. Und so wie der Mond wieder am finsteren Firmament auftauchte, verebbten die Schreie der toten Königin.

Die Botin hatte die Zitadelle bald erreicht. Nur noch ein großer, von Mauern und Wehrtürmen umsäumter, Platz trennte sie. Schnell umfasste sie die Schriftrolle, um sicherzugehen, dass sie sie nicht so kurz vor ihrem Ziel verlor. Dann lief sie zum Tor der Zitadelle, das noch beeindruckender war, als das der umgebenden Mauer.

Als sie ihre Hand hob, um anzuklopfen, zögerte sie. Sie rief sich ein letztes Mal ins Gedächtnis, wem sie die Schriftrolle zu überbringen hatte.

Jadro, dem Herrscher Kratagons, ihrem König.

Die Botin hob einen der stählernen Griffe. Er war geformt wie ein lebensechter Drachenschädel. Sie schauderte bei diesem Anblick, ließ ihn dann aber zurück gegen die Eisenhalterung fallen. Es ertönte ein lautes Knarren und eine Türe, gerade groß genug für einen Menschen, öffnete sich.

Aus dieser trat ein hagerer Mann. „Was wollt Ihr?“

Die Botin zeigte ihrem Gegenüber die Schriftrolle: „Ich erbitte eine Audienz bei König Jadro.“

„Tretet ein.“

In der Zitadelle brannte kein Licht. Mit vorsichtigen Schritten und einem unbehaglichen Gefühl ging sie an den Soldaten vorbei, die die Gänge der Zitadelle säumten.

„Ab hier werdet Ihr alleine weitergehen. Der Thronsaal ist gleich dort drüben.“

Sie befanden sich in einem schwach beleuchteten Flur. An seinem Ende war ein großes Flügeltor in die Wand eingelassen. An jeder Seite des Tores steckte eine große Fackel in einer Halterung.

Die Botin nahm allen Mut zusammen und ging zu dem Flügeltor, das sich bis an die hohe Decke zog. Sie schluckte und hob die zittrige Hand um anzuklopfen, doch das Tor schwang wie von Geisterhand auf. Sie wusste, dass sich dahinter Magie verbarg.

Der Thronsaal offenbarte sich. Auch hier gab es kaum genug Licht, um die mehrfach mannshohe Decke zu enthüllen. Die Botin trat im bläulichen Mondlicht vor den gefürchtetsten Mann der Sterblichen Welt, König Jadro von Kratagon.

„Mein Herr.“, grüßte sie und kniete demütig nieder.

Der Herrscher ließ seine durchdringenden Blicke auf ihr ruhen, bis sie zu zittern begann. Er musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann stemmte er seine starken Arme auf die Lehnen des steinernen Thrones und erhob sich majestätisch. Die Botin sah kurz auf, um einen Blick auf den König zu erhaschen. Sein Körper war in eine dunkle Lederrüstung gehüllt. Er trug einen Umhang aus Wolfspelz um die Schultern, der bis auf den Boden reichte. Ein Schwert, das zuvor auf seinen Oberschenkeln gelegen hatte, hielt er wie ein wertvolles Präsent in beiden Händen. Seine Krone war aus einem dunklen Metall angefertigt und auffallend gezackt. Sie war wie ein Dornenkranz, der das schulterlange Haar des Königs zurückhielt. Eine Narbe, die sich von seiner linken Augenbraue über den schmalen Nasenrücken bis zum rechten Ohr zog, ließ ihn wie einen erfahrenen Kriegsherrn erscheinen.

„Was störst du zu so später Stunde?“, fragte der Herrscher. Seine tiefe Stimme enthielt so viel Macht, dass die Luft vibrierte.

Die Botin holte die Schriftrolle mit dem schwarzen Siegel hervor: „Wegen dieser Nachricht, mein König.“

Seine Miene verfinsterte sich für einen Augenblick und leichte Falten legten sich um seine dunklen Augen: „Gib sie mir, Botin.“

Sie erhob sich und überreichte ihm die Schriftrolle mit einer tiefen Verbeugung.

Jadro nahm sie ihr bedacht aus der Hand und strich über das glänzende Siegel. „Tritt beiseite.“

Die Botin gehorchte und kniete sich neben den Thron. Als er die Schriftrolle öffnete, und das schwarze Siegel in Stücke zersprang, wagte sie nicht, ihn zu beobachten. Nach wenigen Momenten vernahm sie das Rascheln von Pergament.

„Es sollte unmöglich sein...“, sagte Kratagons König, „es sollte unmöglich sein und doch ahnte ich immer, dass es sehr wohl möglich sein könnte... Nun wurde bewiesen, dass ich im Recht war. Und ihr alle sollt eines Besseren belehrt werden!“ Ein boshaftes Lächeln umspielte seine Lippen: „Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Er musste kommen.“ Er blickte auf einen Ring, den er an der rechten Hand trug: „Aus diesem Grund habe ich mich für das Bevorstehende gewappnet! Ich habe mich gewappnet, um sie in den Tod zu treiben!“

Ein boshaftes Lachen entkam seiner Kehle: „Der Ring ist mein, genauso wie die Bestie, die er bändigt! An meiner Seite wird der Wächter den Krieg für Kratagon entscheiden, wenn die Halbgötter erst einmal ihren Tod gefunden haben! Dann werde ich unaufhaltsam und unbezwingbar sein. Und Kratagon wird Lorolas, wie ein todbringender Sturm, vernichten!“

Die Botin haderte mit sich selbst, ob sie die Frage stellen sollte, die ihr auf der Seele brannte: „Sagtet Ihr soeben Halbgötter, mein König?“

Jadro schaute auf sie herab: „Ja, das sagte ich...“

Er ballte die Hand, in der er das Pergament hielt, zur Faust und die Schriftrolle mit dem schwarzen Siegel ging in Flammen auf.

 

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